Face Music - History of the Altai people




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P & C December 1998
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- last update 03-2016


Text in German
Die Altaier - ein turksprachiges, ethnisch gemischtes Volk


Zu den Stämmen zählen vorwiegend die Telengiten, Teles, Teleuten sowie die Soyoten (Tuwiner) und Schoren (Chakassen), die im südlichen Sibirien im heutigen Russland siedeln.

Die Altaier sind ein ethnisch gemischtes Volk rund um den Altai und das Sajan-Gebirge. Sie siedeln im heutigen südrussischen Gorny Altai, Altaiski Kray (Hochland oder Gebirge des Altai) sowie am oberen Jenissei, im Minusinsker Becken und dessen Nebenflüssen. Dabei handelt es sich um eine Völkergemeinschaft unter turkischem Einfluss. Sie lebten als Nomaden in diesen für Feinde undurchdringlichen, bergigen Hochlandtälern mit stabilen Wohnstätten, die sie im Winter aufsuchten. Die Altaier betrieben Landwirtschaft mit Ackerbau, Viehzucht und Alpwirtschaft mit Sommer- und Winterweiden. Sie standen mit ihren Nachbarvölkern bis zum pazifischen Ozean und zur Donau in Verbindung und trieben mit ihnen Handel.
Die Altaier gehören zu den Turkstämmen, die dem Ashina-Stamm zugeordnet werden – sie betrachten sich als Enkel dieser legendären Vorfahren, dieser zehn Jungen, die von einer Wölfin aufgezogen wurden. Asena war mit einer indogermanischen Frau aus dem Turfan verheiratet und lebte mit seiner Familie am Tien Shan. Der Legende nach entstammen angeblich alle Turkstämme diesem ersten Clan oder dieser Sippe; es sind Vorfahren mit dem totemistischen Symbol eines Wolfes.

Nach dem Glauben alter Turken wurde die heilige Wölfin Asena (auch Ashina) vom Gott Tengri (Himmelsgott) der Turken gesandt, um ihr Volk zu retten. Der Legende nach erhielt einer der zehn Jungen den Namen A-Se-Na. Sie stehen mit den zehn Stämmen der Onok (zehn Pfeile) in Verbindung, aus denen der Westteil ein erstes turkisches Reich gebildet hatte - im Gebirge nordwestlich des Kao-ch'ang, das als das heutige Altai-Gebirge wiedererkannt wurde.
Die Herrscher des ersten und zweiten turkischen Reiches entstammten diesem Herrscherhause A-shih-na (bzw. Asena, Ashina), einem Adelsgeschlecht, das der Überlieferung nach mit dem Abstammungsmythos eng verbunden ist. Der Wolf (alttürk.: Böri) ist heute ein pantürkisches Symbol. Er gilt als heiliges Totemtier und wird als deren Ahne (Vorfahren) verehrt. Früher hiess er kök böri (Himmlischer bzw. Blauer Wolf), wobei es in manchen Stämmen als Tabu galt, den Namen Böri in Bezug auf das Tier auszusprechen.

Das Altai-Sayan Hochland und das Minusinsk Becken in Zentralasien grenzen an den eurasischen Steppengürtel, der von Nomadenstämmen besiedelt wurde. In dieser ebenen Landschaft mit Flüssen und grossen Weiden mit einem kontinentalen Klima herrschten optimale Bedingungen für die Viehzucht. Seit Beginn der frühen Eisenzeit und der Bronzezeit haben Nomaden diese Steppen (Grasland) besiedelt (
siehe Steppenkarte). Sie hatten keine eigene Schrift, weshalb Informationen über diese Kulturen aus archäologischen Untersuchungen abgeleitet werden müssen.


Bronzezeit – bis 1200 AD

Die
Andronowo-Kultur ist eine archäologische Kultur, die in der ersten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends in Südsibirien und Mittelasien bestand (2100 – 1400 v. Chr.).

In Südsibirien und Kasachstan folgte der Andronowo-Kultur die
Karasuk-Kultur (1500 – 800 v. Chr.), die einerseits als nicht indoeuropäisch, andererseits als protoiranisch bezeichnet wird, aber fremd ist.
Die Karasuk-Kultur (nach dem Karasuk, einem linken Nebenfluss des Jenisseis) war etwa gegen Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausends am mittleren Jenissei, in der Umgebung von Minusinsk im heutigen
Chakassien, in Südsibirien verbreitet.
Die Ansiedlungen umfassen meist weniger als 10 Grubenhäuser, die um einen zentralen Platz angeordnet waren. Es lässt sich nicht ausschliessen, dass die Siedlungen teilweise nur saisonal benutzt wurden. Die Wirtschaft wurde vermutlich von Viehzucht dominiert; dies zeigen Tierknochenfunde aus Siedlungen. Funde aus Siedlungen zeigen darüber hinaus, dass auch Bronze- und Kupfermetallurgie betrieben wurde.

Eine enorme geografische Verbreitung solcher Gruppen lässt sich nur grob feststellen. Im Westen überschneidet sie sich zwischen den Flüssen Wolga und Ural mit dem Gebiet der nahezu zeitgleich auftretenden
Srubna-Kultur. Zum Osten hin reicht sie bis in die Tiefebene von Minussinsk (Region Krasnojarsk – Abakan) und liegt damit zum Teil im Gebiet der früher auftretenden Afanassiewo-Kultur (3500 und 2500 v. Chr.). Weitere Siedlungen sind bis weit in den Süden verstreut, wie z.B. im Kopet-Dag (Turkmenistan), im Pamir (Tadschikistan) oder im Tian Shan (Kirgistan). Die nördliche Grenze liegt in etwa am südlichen Beginn der Taiga. Aber südlich des Oxus (Amudarja) finden sich keine solchen Bestattungen der Andronowo-Kultur, und auch südlich von Baktrien trifft man auf keine oder nur spärliche Funde. Ausgrabungen, die dieser Afanassiewo-Kultur (siehe Karte) zugeordnet werden können, finden sich vor allem im Gebiet von Minussinks und in der Region Krasnojarsk im südlichen Sibirien, im südlich angrenzenden Tuwa und im Altaigebirge, daneben aber auch weit verbreitet in der westlichen Mongolei, dem nördlichen Xinjiang, wie auch im östlichen und zentralen Kasachstan. Verbindungen scheinen auch nach Tadschikistan und dem Aralseegebiet zu bestehen.

Tuwa – Tannu-Tuwa war ein von 1921 bis 1944 eigenständiger Staat in Zentralasien zwischen der Mongolei und Russland. Die Geschichte von Tannu-Tuwa (oder Tuwa, wie es heute heisst) ist sehr abwechslungsreich:
1207 wurde das Gebiet von Dschinghis Khan erobert und anschliessend von der Yuan-Dynastie beherrscht. Danach herrschten unter anderem Mongolen und Kirgisen über Tuwa, ehe es 1757 an das chinesische Kaiserreich fiel. 1911 kam es infolge der chinesischen Revolution zur Abspaltung der Äusseren Mongolei, wozu auch Tuwa zählte. 1914 erweiterte das russische Zarenreich seinen Machtbereich, in dem es Tuwa als Protektorat eingliederte.

- weitere Informationen zu den Chakassen und Chakassien
- weitere Informationen zur Andronowo-, Srubna-, Afanassiewo- und Karasuk-Kultur findet man unter Bronzezeit bis 1200 v. Chr. und den Stämmen siehe „Geschichte der Reiternomaden


Tujekta-Baschadar-Pasyryk-Kultur - Nordaltai

Im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. bildete eine Bevölkerung rund um den Altai und Sajan (in Südsibirien – heute die teilautonome Republik Altai, Tuwa, Chakassien, im Nordwesten der Mongolei und im Osten die muslimischen Kasachen „Kara-Kirgisen") eine kulturell und politische Einheit, genannt die „Altaiens“. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. fanden Veränderungen statt. Die südlichen Gebiete des russischen Altais wurden zu einer Einheit mit Zentrum im nordöstlichen Raum und können der Tujekta-Baschadar-Pasyryk-Kultur zugeordnet werden. Ein bisher gepflegtes traditionelles Kunsthandwerk, Steinstelen mit Hirschmotiven und Kheregsurs-Keramik, verschwand nördlich der Sajan- und Altai-Region sowie in der Mongolei während des 6. Jahrhunderts v. Chr. Ein Auftreten von neuerem Kunsthandwerk könnte mit Einwanderungen dominierender Nomadenstämmen aus dem Raum Kleinasien Ende des 7. oder Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. erklärt werden. Parallelen deuten auf eine Beziehung zwischen Eingewanderten im Altai und einer Gordion-Bevölkerung im anatolischen Raum hin. Gordion war die Hauptstadt des Phrygerreiches und lag südwestlich des heutigen Ankara am Fluss Sangarios, heute Sakarya. Eine Elite dieser Zuwanderer stammte wahrscheinlich aus Gordion oder umliegenden Regionen und besetzte diese fruchtbaren Täler im Altai. Grabhügel befinden sich entlang einer zentralen Altairoute („Chuyskaya Road“), die von Osten nach Westen sowie von Norden nach Süden durch den Altai führt. Stämme aus Zentralasien oder Kleinasien brachten neues Kunsthandwerk mit, Töpfe mit hohem Hals, Steinweihrauchtassen, Zaumzeug mit Trensen, in Eisen geschmiedete und mit Goldeinlagen verzierte Waffen und Werkzeug, dessen Herkunft assyrischem Handwerk zugeordnet werden kann, Schmuck mit Darstellungen von Tieren (Löwen, Greifer, Fabeltiere etc. – siehe Schmuckplättchen) und Lotus-Motiven (siehe Ornamente 1 und 2 ). Auch Funde aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr., Waffen und in Eisen geschmiedete Werkzeuge, deuten auf eine Verbindung mit Kleinasien hin. Eine militarisierte, stark zusammengehörige Gruppe formte eine neue Gemeinschaft und stellte eine neue Elite dieser hier bereits länger ansässigen gemischten Bevölkerung im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. Wahrscheinlich war ihr ethnogenetisches Bild noch viel komplexer als bisher beschrieben. Es bestanden Beziehungen zu südöstlich siedelnden Stämmen in Kasachstan, zu weiter entfernten Stämmen innerhalb dieses zentralasiatischen Raums und zu China. Es gilt also, die Archäologie und Geschichte dieser Region noch gründlicher zu untersuchen. Gab es eine Seelenverwandschaft mit den hier eingewanderten Nomadenstämmen, die Nachfahren der Kimmerer (1) in Kleinasien sein könnten? Vermischten sie sich nach ihrer Ankunft mit den lokalen Maiemirstämmen, die zuvor dieses Gebiet besetzt hatten und eine eigenständige Kultur bildeten? Bestand die Pasyryk-Kultur vom 6. bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. nur aus einer einzigen Elite?

  • (1) Kimmerer: 8. und 7. Jahrhundert v. Chr.
    Ein indoeuropäisches Reitervolk, das griechischen Autoren wie Herodot zufolge am Kimmerischen Bosporus (heute: Strasse von Kertsch) zwischen der Krim und Südrussland und im nördlichen Kaukasus ansässig war. Aristeas von Prokonnesos erwähnt erstmals diese Nomadenstämme (Kimmerer), Bewohner der Steppen am Nordufer des Schwarzen Meeres. Die Kimmerer wurden von eindringenden Skythen aus ihrem Stammesgebiet verdrängt (8. Jahrhundert v. Chr.). Daraufhin drangen sie – der Meeresküste folgend – in Kleinasien ein. Einige Stämme kamen über den Kaukasus. Sie siedelten nun in Anatolien zwischen den Mannäern (Mannai – Königreich am Urmia-See) und den Medern (altiranisches Volk).

  • Tagar Kultur vom 9. bis 6. Jahrhundert v. Chr.
  • Pazyrik Kultur vom 6. bis 2. Jahrhundert v. Chr.

- weitere Informationen zur „Tujekta-Baschadar-Pasyryk-Kultur


Frühe Eisenzeit: 1200 - 1000 vor Christus

Ende des ersten Jahrtausends v. Chr. haben Veränderungen in einheitlichen Bestattungsformen stattgefunden, die wahrscheinlich auf Zuwanderungen aus anderen Kulturen zurückzuführen sind. Archäologischen und anthropologischen Daten zufolge hatte eine kulturelle und ethnische Vermischung stattgefunden. Zuwanderungen in den mittleren Jenissei Raum, ins Minusinsk Becken und dem heutigen Tuwa und am oberen Jenissei haben neue Formen in Kleidung, Schmuck und Werkzeug gebracht. Vermutlich sind Stämme aus dem Westen in den damaligen Siedlungsraum der Hsiung-nu (1) und Ruan Ruan (2) eingedrungen. Es ist möglich, dass diese neuen Stämme vom Süden einbrachen und Stämme, die seit langem dort siedelten, unterwandert haben. Kollektivbestattungen treten erstmals in Erscheinung. Ein aus der späten Tagar Kultur (3) entdeckter Friedhof enthielt mehr als 100 Skelette in derselben Grube, von denen viele unvollständig waren, aber alle gleichzeitig bestattet sein müssen (Massengrab). In Ausgrabungen wurden Leichenbearbeitungen entdeckt, in denen getrennte Teile nachträglich begraben wurden. Eine Art von Schädeltrepanationen (Schädelöffnungen) wurden gefunden, die der späten Tagar Kultur am Kysyl Kul aus dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. zugeordnet werden können. Rituale solcher Trepanationen waren im zentralasiatischen Raum verbreiteter Kult. Vielleicht waren gemeinsame spirituelle Überzeugungen und Ritualpraktiken für solche Kulte Ende des ersten Jahrtausends v. Chr. charakteristisch. Es scheint wahrscheinlich, dass die Bevölkerung, die solche Riten praktiziere, einem gleichen genetischen Ursprung entstammt. Wie in Grabbeigaben, Leichen und Schädeltrepanationen gefunden wurden, hat bei solchen uralten Bräuchen zumindest ein Bezug zur Bronzezeit bestanden, und diese reichen bis in die eurasischen Steppen hinein, denen gleiche rituelle Verhalten in Bestattungen zugrunde lagen und wo man solche Schädeltrepanationen mit Weichteilentfernung, Totenmaskenherstellung und Trennung von Körperteilen praktiziert hatte. Es ist durchaus möglich, dass ähnliche Weltbildvorstellungen und der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod solche Begräbnistraditionen in den Steppen förderten, wie sie in südlichen und westlichen Regionen in Sibirien gefunden wurden, in der nordwestlichen Mongolei und in Zentralkasachstan.
Aus Knochen von menschlichen Schädeln wurden Amulette hergestellt, worauf Funde im Nordwesten der Mongolei, in Tuwa, Zentralkasachstan und rund um den Altai hinweisen. Schädeltrepanationen waren damals üblich und wurden praktiziert. Dabei handelte es sich um eine weit verbreitete Tradition innerhalb von Nomadengemeinschaften mit Totenkult mit Grabbeigaben. Es entstand eine materielle Beziehung der Nachkommen zu Verstorbenen (Ahnenkult). Teile des Schädeldaches wurden zu Amuletten verarbeitet und zum Andenken ihrer Verstorbenen getragen oder anderweitig in Gedenken der Toten aufbewahrt. Die war primär ein Ritual von hoher Bedeutung, in welchem Schädel im Zusammenhang mit Ahnenkult ebenfalls verwurzelt waren, in welchem eine Tradition mit Totenmasken, Einbalsamierung und Mumifizierung praktiziert wurde. Schädel wurden für die Rituale solcher Totenkulte oder zur Einschüchterung besiegter Feinde verwendet. Ebenfalls gebräuchlich waren Enthauptungen und die anschliessende Zur-Schau-Stellung von Totenschädeln als Beweis eines Sieges über den Feind. Solche Trepanationen wurden in der
Saglynskaya Kultur in Tuwa und in der Pazyryk Kultur (4) im Hochaltai gefunden und können zweifellos als eine Sequenz in Ritualen mit der Einbalsamierung interpretiert werden. Die im mongolischen Ulaangom trepanierten Schädel und Beispiele aus Zentral-Kasachstan waren entweder intravital (an Lebenden) oder postmortal (an Toten) vorgenommen worden. Geschmückte präparierte Schädel waren ebenfalls eine beliebte Grabbeigabe.
Eine Verarbeitung und Mumifizierung der Toten scheint ein weit verbreitetes Phänomen in Südsibirien während der späten Vorgeschichte zu sein. Mumifizierte Leichen wurden in Bestattungen in der
Pazyryk Kultur des Hochaltai gefunden. Beweise für Bestattungen aus der letzten Phase der Tagar Kultur und im Minusinsker Becken sind als solche identifiziert worden. Es wurden verschiedene Formen einer Mumifizierung mit Praktiken einer sekundären Bestattung in Südsibirien und in einer späteren Phase der Skythenzeit praktiziert. Der Begriff Skythen World (5) wurde von einer Gruppe von Archäologen geprägt, womit Kulturen aus dem 7. bis 2. Jahrhundert v. Chr. bezeichnet wurden; dabei handelte es sich um Stämme, die sich vorwiegend in Steppen, Wald-Steppen, auf Hügeln und in Bergtälern aufhielten. Bei Funden in der Ukraine, Sibirien, Zentralkasachstan, in der Mongolei und im nördlichen Teil von China hat man ähnliche Grubenkonstruktionen mit Grabbeigaben gefunden.
Die Kultur einer solchen skythischen Welt ist auch die
Uyuk Kultur in Tuwa, nach dem Uyuk Fluss benannt, wo erste wissenschaftliche Ausgrabungen in Grabhügeln ausgewertet wurden – auf der Strecke zwischen Abakan und Kyzil. Kunsthandwerk aus dieser Skythenzeit in Grabstätten zeigt, dass hier in dieser Hochland-Steppe eine Weidewirtschaft auf einer semi-nomadischen Basis mit Winter- und Sommerweiden praktiziert wurde (Alpenwirtschaft). Die Lebensgrundlagen wurden durch Jagen und Sammeln ergänzt. Eine wichtige Rolle hat der Kampf (Krieg) innerhalb der Gemeinschaften gespielt, wie eine grosse Vielfalt von Waffen als Grabbeigabe verrät.
Die Uyuk Kultur wurde von zwei anderen Kulturen aus dieser Skythenepoche, der Pazyryk Kultur im Westen und einer Tagar Kultur im Norden, begleitet. Diese Gräberfelder wurden von Stämmen, die hier siedelten über mehrere Generationen genutzt. Erste Bestattungen stammen aus der Bronzezeit, während neuere Bestattungen bis ins 18. Jahrhundert n. Chr. datiert werden können. Eine Mehrzahl der Bestattungen gehört einer skythischen Zeit an, ihr grösster Anteil stammt aus dem 3. bis 2. Jahrhundert v. Chr. Funde können einer
Hunno-sarmatischen (Tashtyk – 6) Zeit im 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. zugeordnet werden. Mumifizierte Leichen wurden in Bestattungen in der Uyuk Kultur, der Pazyryk Kultur im Hochaltai und der Tagar Kultur im Minusinsker Becken gefunden. Die Archäologen haben diese der skythischen Kultur (Epoche) zugeordnet - einer Kultur, die der eurasischen Steppen- und halbnomaden Kultur ähnlich war, in spirituellen Weltanschauungen und wirtschaftlichen Praktiken (Viehzucht und Ackerbau). In dieser skythischen Welt waren Waffen, Pferdegeschirr und Kunsthandwerk im Tierstil (5) geprägt. Andere Komponenten wie Behausung, Bestattung, Keramik, Gegenstände des täglichen Gebrauchs und Schmuck zeigten unwesentliche Unterschiede. Folglich darf man nicht von einer einzigen skythischen Kultur reden, sondern muss sich Unterschiede vorstellen, da eine Verwandtschaft mit den „eurasischen“ Stämmen gegeben war. Benachbarte Stämme waren ebenfalls mit ähnlichen materiellen und spirituellen Weltanschauungen eingebunden, hatten aber eine regionale Originalität beibehalten. Man sollte hier eher von einer skythischen Epoche sprechen. Diese Stämme, die in dieser eurasischen Steppenzone in einer relativ eintönigen und waldlosen Landschaft siedelten und deren ökologischen Grundlagen sich gleichen, sei es in den entfernten Steppen Ungarns im Westen oder den Ebenen in der Mongolei im Osten, lebten in einer durch Grasland geprägten Landschaft. Dieses Grasland hatte seine Grenzen im Norden zu den osteuropäischen Wäldern und der sibirischen Taiga. Weiter östlich grenzten diese Steppen an das Kaspische Meer, den Aral-See und an die Kasachische Sandwüste. Eine südöstliche Grenze bildeten der Pamir und das Altai-Sayan Gebirge. Darüber hinaus war diese skythische Welt nicht ein zentralasiatischer Staat, sondern eine lose Konföderation von nomadisierenden Stämmen und deren Clans.
Die Bestände der Clans und Stämme gehen so weit zurück wie erste Aufzeichnungen in den Chroniken der Saken, Hsiung-nu und Hunnen sowie auch der hunno-sarmatischen Tashtyk, die im letzten Jahrtausend vor und nach Christus Verbände bildeten, belegen. Die Hsiung-nu oder Chioniten (Roten Hunnen) siedelten im zentralasiatischen und mongolischen Raum, die Saken und Hephthaliten (Weissen Hunnen) zwischen dem Altai und um den Aaralsee und die Europäischen Hunnen (Schwarzen Hunnen) um Attila ursprünglich im Kaukasus. Die Ruan Ruan besiedelten den Altai. Diese wie auch andere Stammeszusammenschlüsse im ganzen Steppenraum waren nicht ethnisch begründet. Sie waren grosse, multi-ethnische und politische Konföderationen, ein Zusammenschluss von Clans unter einem Führer. In solchen Zusammenschlüssen lebten unter anderem Indo-Europäer, Altturken und Mongolen zusammen, die stets mit China in Konflikt standen.

  • (1) Hsiung-nu – Xiongnu - 3. Jahrhundert v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.
    mehr Informationen, auch zu diesen Altaistämmen unter: Hsiung-nu - Xiongnu
  • (2) Rouran (Ruan Ruan – Juan Juan – Quryqan)
    Vergleichbare vorgeschichtliche Funde, die um den Baikalsee zutage kamen, können wahrscheinlich den Vorfahren der Jakuten zugeschrieben werden, den Quryqan (Ruan Ruan – Juan Juan), die zeitgleich mit den Hsiung-nu im Altai siedelten.
  • (3) Tagar Kultur vom 9. bis 6. Jahrhundert v. Chr.
  • (4) Pazyrik Kultur vom 6. bis 2. Jahrhundert v. Chr.
  • (5) Skyten World - mehr Informationen Tierstil und „Archäologische Funde der Steppenkulturen – Eisenzeit
  • Skythen (Saken – Sauromaten – Massageten): 8. bis 3. Jahrhundert v. Chr.
  • Sarmaten – Sauromaten – Sarmats – Sauromats: 6. Jahrhundert v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.
  • (6) Hunno-sarmatische Zeit (Tashtyk): 1. Jahrhundert v. Chr. bis 2. Jahrhundert n. Chr.

- weitere Informationen zu den Stämmen siehe „Geschichte der Reiternomaden

In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten wurden Leichen durch Puppen ersetzt, die mit Gras gefüllt waren und die man auch bekleidet hatte. In einigen Fällen wurden diese Leichendarstellungen mit chinesischer Seide bestickt. Der Kopf war aus Leder mit einer Totenmaske aufgesetzt, die auf der Oberfläche bemalt wurde. Der Leichenbrand des Verstorbenen wurde in die Puppe eingelegt. Die
Korjaken (1) in Sibirien haben eine Puppe des Toten aus getrocknetem Gras gefertigt, die an der Stelle des Verstorbenen in das Haus gestellt wurde. Das Ziel war, die Kala (einen bösen Geist) zu besänftigen, um die Seele bei der Wanderung nicht zu behindern. Ein ähnlicher Brauch war bei den Samojeden (2) und den Ostjaken (Chanten – 3) vorhanden. Die Figur wurde bekleidet und geschmückt, wie auch der Verstorbene. Puppen wurden so behandelt und sechs Monate lang nach dessen Tod aufbewahrt. Die Jakuten kannten solche Puppen (Dummy 4), in denen Geister gefangen gehalten wurden oder Seelen von Verstorbenen wohnen.

  • (1) Vor der Ankunft der Russen lebten die Korjaken in patriarchal strukturierten Grossfamilien. Es gab sowohl nomadische, Rentiere züchtende Gruppen als auch sesshafte Gruppen, die von der Jagd und vom Walfang lebten.
    Sie sind ein Volk auf der Halbinsel Kamtschatka im äussersten Osten Russlands.
  • (2) Der Begriff samojedische Völker (Samodi-Völker, Samojeden, Samojadj) fasst jene Völker, Bevölkerungen oder Menschengruppen zusammen, die in der Geschichte und in der Gegenwart samojedische Sprachen verwendeten. Fasst man sie mit den sprachlich verwandten finno-ugrischen Völkern zusammen, so ist auch von uralischen Völkern oder der uralischen Völkerfamilie die Rede. Zu den samojedischen Völkern gehören Nenzen (Jurak-Samojeden, Juraken), Enzen, Nganasanen (Tawgi-Samojeden) und Selkupen. Letztere bilden den Rest der Süd-Samojeden, die bis ins 19. Jahrhundert in Teilen Mittel- und Süd-Sibiriens lebten. Auch Teile der Vorfahren der Kamassiner und anderer sibirischer Turkvölker waren mit den Samojeden verwandt. Eine im 19. Jahrhundert ausgestorbene samojedische Ethnie waren die Matoren (Motoren).
    Die Nenzen leben heute auf der Halbinsel Jamal und im Nordosten im europäischen Russland. Zu den Nganasanen oder Tawgi- und Awam-Samojeden gehören nur etwa tausend Menschen. Sie leben zwischen dem unteren Jennissey und der Chatangabucht auf der Taimyrhalbinsel.
  • (3) Die finno-ugrische Ethnie der Chanten (alter Name „Ostjaken“) spricht eine zum finno-ugrischen Zweig der uralischen Sprachen gehörende ugrische Sprache, das in vier Dialekte unterteilte Chantische. Gemeinsam mit den Mansen werden sie als Ob-Ugrier bezeichnet und bilden die indigene Bevölkerung ihrer Region. Sprachlich sind sie die nächsten lebenden Verwandten der Ungaren.
    Die ursprünglichen Pferdezüchter vom oberen Irtysch wurden zu Jägern und Rentierzüchtern und kamen im 11. Jahrhundert mit Russen in Kontakt. Im 16. Jahrhundert kamen sie unter russische Herrschaft. Erst im 18. Jahrhundert setzte die Chantianisierung der Chanten ein. Ihre kulturelle Existenz ist durch die Ölindustrie des Gebietes bedroht.

    - mehr Informationen zu den Sämi siehe unter Fenno-Skandinavien oder Fennoskandinavien (Lappland)
    - mehr Informationen zu den Indigenen Völker Sibiriens (siehe Karte - Indigenous People of Siberia)
    - Arbeit zu den Ureinwohner, kleinen Völker Sibiriens


  • (4 Dummy) Im Menschen leben zwei Geister (Seelen), der eine davon verursacht die physischen Vorgänge, der andere die psychischen. Letzterer verwandelt sich nach dem Tode in den Geist des Todes. Um sich vor seinen Nachstellungen zu sichern, schnitzt man aus Holz menschenähnliche Figuren, in die der Schamane die Totenseele hinein zaubert, und verpackt sie in ein Birkenrindentäschchen. Man hängt dieses sodann in einer Ecke des Hauses auf und bringt ihm Opfer dar.

    Auch die Figur einer ehemaligen Schamanin, der „Makyny-Kysa-Tynyraxtax Kägäi“, die seit ihrem Tode die Rolle einer Art Furie spielt, wird häufig dargestellt. Man schnitzt sie in Holz und bekleidet sie mit Pelz. Wenn auch der Schamane ihren Geist in diese Puppe gebannt hat, so bleibt es doch gefährlich, dieses Idol zu berühren, das man nach Norden gerichtet auf den Balken über den Kamin zu stellen pflegt. Es könnte plötzlich der Zorn dieses Wesens, das man nun nicht bei seinem Namen nennen darf, dieser Puppe „Kys-Tangara“, „jungfräuliche Göttin“, ausbrechen und Unheil verrichten. Über den Geist, der in jedem Ding steckt, erzählen sich die Jakuten ferner, dass er sich im Schatten zeigt, den er wirft.

- weitere Informationen zum Schamanismus Schmanisums (Tengerismus) in der Mongolei
- weitere Informationen zum Schamanismus –
Religion der Urvölker Sibiriens
- mehr Informationen zu den Jakuten siehe „Ornamente der Jakuten

Kurgane waren nicht nur funktionierende Friedhöfe (Leichenhallen) sondern hatten auch komplexe architektonische Strukturen, in denen sich künstlerische und kosmologische Ideen einer Gesellschaft wiederspiegelten. Es war eine Vielfalt an Konstruktionen und inneren Ausstattungen mit Grabbeigaben dieser Bewohner in den Steppen und Waldsteppenzone zu erkennen. Dies könnte darauf hinweisen, dass auch Nomaden solide Winterhäuser in geschützten Orten hatten, wo das Wetter weniger starken Einfluss ausübte. Archäologen, die auf solche eurasischen Kurgane innerhalb der Eisenzeit gestossen sind, haben herausgefunden, dass grosse Kurgane meist auf höheren Punkten in der Landschaft auf Hügeln gebaut wurden und weithin sichtbar waren. Dieses System von Standorten könnte eine Rolle gespielt und Markierungspunkte und Orientierung für Nomadenstämme geliefert haben.

- mehr Informationen zu Tierstil und Motive des frühen Schamanismus und Felszeichnungen und Motive des frühen Schamanismus
- mehr Informationen zu diesen Stämmen siehe “Geschichte der Reiternomaden
- mehr Informationen zu den archäologischen Funden der Steppenkulturen: Eisenzeit – 1200 bis 1000 AD.

Eine Migration eines Finnougrisch sprechenden Stammes weiter nach Osten ist am Fluss Ob und nahe dem Ural, zu finden. In Westsibirien siedelten die „
Samojeden“, genannt: Jagdmenschen, die eine ähnliche finnougrische Sprache sprechen und von Rentierzucht leben. Sie kennen ähnliche schamanistische Glaubensvorstellungen, die heute noch existieren. Rätselhaft bleibt daher die Herkunft der Sami. Obwohl die Sami der uralischen Sprachfamilie der finnougrischen Sprachen zugeordnet werden können, haben diese nicht die gleichen genetischen Daten wie die ugrischen Völker. Studien zeigen, dass die Männer enger mit den Jagdmenschen von Sibirien verwandt sind, jedoch nicht die Frauen. Diese haben hauptsächlich mit anderen Volksgruppen in Europa einen gemeinsamen Code. Auch archäologische Funde zeigen, dass die Sami innerhalb Europas eher zu den Ureinwohnern gehören, die hier siedelten, bevor indoeuropäische Stämme einwanderten. Blutgruppenstudien zeigen, dass sie eine einzigartige Blutgruppe A2 mit den Ureinwohnern in Polynesien im Pazifik teilen!

- siehe Karte der Indigenous People of Siberia)

Archäologische Funde haben gezeigt, dass im ersten Jahrtausend v. Chr. Kontakte zwischen
Fennoskandinavien (Lappland) und dem sibirischen Raum bestanden. Beim Grundwissen über Rentierzucht um diese Zeit lagen in diesem nördlichen Raum Parallelen vor. Es scheint offensichtlich, dass mythologische Motive in vorchristlichen Sami-Gesellschaften mit ähnlichen Glaubensvorstellungen wie bei einer nomadischen Pferdezüchtergruppe in der östlichen Steppe zu erkennen war. Funde enthalten dieses „Ruto“-Motiv (Saami-Ruto-Kult): Ein mythologischer Reiter auf dem Pferd herrscht über die Welt der Toten. Gefundenes Kunsthandwerk aus Skandinavien und Westsibirien bestätigte eine Existenz solcher Kontakte über lange Distanzen. Rentierausrüstungen bestanden hauptsächlich aus organischem Material wie Knochen, Holz oder Leder und wurden in gut erhaltenem Zustand im Torf- oder Permafrostboden gefunden. Eine Rentierwirtschaft mit grossen Herden erforderte jedoch das Aufsuchen neuer Weiden, um genug Futter zur Verfügung zu haben. Ein Übergang von der sesshaften Jagdgesellschaft mit der Haltung von gezähmten Tieren mit Weidewirtschaft und Siedlungsstrukturen hatte keine Zukunft. Diese Rentierjäger hatten Kontakte zu Viehzüchternomaden, Ackerbauern und Metallurgen im eurasiatischen und sibirischen Raum. Diese hatten einen wichtigen Einfluss auf den Übergang von der Jagd- und Sammlergemeinschaft zur Weidewirtschaft und zu Wanderungen mit grossen Herden. Soziale Gemeinschaften und ideologische Überzeugungen standen über weite Strecken unter gegenseitigem Einfluss.

- siehe Karte dieser
Ost-West-Kontakte und der Wanderungen mit Herden im Norden
- mehr Informationen zu den Sämi siehe unter Fenno-Skandinavien oder Fennoskandinavien (Lappland)

Eine Stagnation in der Entwicklung fand zwischen dem 8. bzw. 7. und dem 6. bis 4. Jahrhundert v. Chr. statt und lässt sich anhand von Funden im Altai beobachten. Die
Maiemirstämme (8. bis 7. Jahrhundert v. Chr.) waren innerhalb ihrer ethnischen Struktur heterogen und bestatteten ihre Toten in der Regel auf dem alten Friedhof oder in eher flachen Gräbern, deren Köpfe nach Nordwesten ausgerichtet waren. Grabbeigaben waren Tongefässe, Pferde wurde separat in Gruben neben den Menschen bestattet. Während dieser Zeit wurden Kontakte unter den Altaistämmen zwischen jenen in Zentralasien und jenen im Nahen Osten etabliert. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. entstanden neue Bestattungsformen, wie jene der Tujekta-Baschadar-Pasyryk-Kultur mit grossen und kleineren Grabhügeln (siehe zum Beispiel Grabhügel mit Grabkonstruktion). Eingewanderte Stämme brachten neue Riten und dürften Vorfahren dieser Pasyryk-Kultur sein. Bei Bestattungen waren die Köpfe der Toten nach Osten ausgerichtet, und erstmals wurden Waffen als Grabbeigaben gefunden. Menschen und Pferde wurden in der gleichen Grube bestattet, und Holzkonstruktionen bildeten einen geschützten Rahmen. Grabbeigaben waren auch Instrumente in Form von Schiffen mit einem hohen Hals (siehe Laute), Zaumzeug mit Backenstücken, Bestattungswagen (siehe Chariot), Schmuck und in Eisen geschmiedetes Werkzeug. Diese hatten Ähnlichkeiten mit dem Handwerk und den Grabbeigaben aus vorderasiatischen Grabfunden mit Tierstilmotiven (Animal Style). Anzumerken ist, dass Anthropologen im Altai erstmals europide Skelette, einen Typ aus dem Nahen Osten (Eurasien), entdeckten. Alles deutet aber darauf hin, dass keine kulturellen oder genetischen Verbindungen zu früheren Altai-Kulturen bestanden. Es gibt jedoch Ähnlichkeiten zu den Gordion-Grabhügeln (Tumuli), die in der Türkei, im Südwesten von Ankara, gefunden wurden. Diese Grabhügel weisen Parallelen zu den Altai-Grabhügeln auf und dürften von diesen zugewanderten Stämmen aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammen. Aus Holz geschnitztes Kunsthandwerk im Tierstil wurde mit Motiven von Hirschen, Löwen, Greifen und geometrischen Figuren gefertigt. Solche Motive waren sowohl in der Gordion-Kultur als auch im Altai gefunden worden. Es sollte erwähnt werden, dass der Bau der fünf grössten Pasyryk-Kurganen, die gefunden wurden, von 455 bis 406 v. Chr. erfolgten, also lange nach den grossen Grabhügeln in Baschadar und Tujekta, die zwischen 590 bis 570 v. Chr. errichtet wurden. Eine Zuwanderung von Nomadenstämmen, die durchaus Nachfahren dieser Kimmerer aus dem Nahen Osten sein könnten, ist somit naheliegend. Diese Stämme übernahmen die Herrschaft über diese indigene Bevölkerung im Altai irgendwann zwischen dem 6. und dem 4. Jahrhundert v. Chr. Anthropologen haben auf ein Vorhandensein eines europiden Menschentyps aus dem Nahen Ostens und im zentralasiatischen Raum hingewiesen, der Funden im Altai gleicht. Ein Auftauchen neuer Stämme könnte solche Veränderungen von bisher nicht gekannten Riten in der Altai-Region erklärbar machen des 6. Jahrhunderts v. Chr. haben Stämme der Medier und Lydier nach Kämpfen (zwischen 610 und 585 v. Chr.) die Kimmerer aus Kleinasien vertrieben. In dieser Zeit könnten sie über die eurasischen Steppen über Zentralasien und den Tien Shan in den Altai eingewandert sein.

  • Kimmerer: 8. und 7. Jahrhundert v. Chr.
  • Pazyrik Kultur vom 6. bis 2. Jahrhundert v. Chr.

- weitere Informationen zur „Tujekta-Baschadar-Pasyryk-Kultur
- weitere Infromationen zum
Animal Style (Tierstil) und Motive des frühen Shamanismus und zu Felszeichnungen und Motive des frühen Schamanismus

Ihre ursprüngliche Gemeinschaft ging allmählich mit dem Eindringen neuer Stämme oder durch Abwanderungen aufgrund von Klimaveränderungen und/oder Überbevölkerung "verloren". Es bildeten sich neue Clan-Föderationen zwischen nomadischen und sesshaften Gemeinschaften im 6. Jahrhundert bis zur mongolischen Herrschaft unter Dschingis Khan, wodurch dieses aufstrebende Mongolenreich in der Vereinigung aller Turk- und Mongolenstämmen im 13. Jahrhundert seine Entstehung fand.

Die Geschichte der Turken und Mongolen ist reich an Zusammenschlüssen mit Föderationen oder Reichen. Sie basierte aber nie auf einem Nationenprinzip und war in der Regel sehr kurzlebig; sie waren jedoch leistungsstark und funktionierten während der Zusammenschlüsse von Clans (Sööks) unter der Herrschaft eines Führers oder Häuptlings (Beks, Kagan, Zaisan oder Khan) vereint – einem "göttlich gewählten" Führer. Gründe für solche Clanzusammenschlüsse waren Druck von aussen, Drohung einer Invasion oder Attacken durch andere Stämme. Der Grund für Konföderationsbildungen bestand darin, diese eindringenden Stämme aufzuhalten. Aber auch klimatische Veränderungen oder ein Bevölkerungswachstum mit grösseren Herden zwangen diese zum Aufbruch, neues Weideland zu suchen, und lösten somit Wanderbewegungen aus. Solche Föderationen oder Reiche bestanden aus Clanzusammenschlüssen, bildeten Föderationen unter Stämmen verschiedenster Herkunft. Die Geschichte der nomadisierenden Steppenvölker ist voll von Kriegen und Wanderbewegungen zwischen diesen Gruppen. Solche "Dynastien" oder „Konföderationen“ waren Kern solcher Vereinigungen unter einem Führer, blieben aber nicht dauerhaft gebildet. Eine Ausnahme davon war, wenn starke Führer und deren Nachkommen solche Verbindungen für längere Zeit halten konnten. Ansonsten waren sie eher von kurzer Dauer und hielten in der Regel eine oder zwei Generationen.

Sie waren Verbände von Zusammenschlüssen von Clans und können innerhalb der Geschichte der "Altaier" nur im Kontext zum gesamten türkischsprachigen mongolischen Weltverständnis verstanden werden. Die Clans, die inzwischen die Bevölkerung des Altai als Grundeinheiten mit Selbst-Identifikation bildeten und eine lange Zeit Bestand hatten und deren Höhepunkt mit turkischem Einfluss im 6. bis 8. Jahrhundert mit ihren kurzfristigen Ausbreitungen von Zusammenschlüssen bis zum pazifischen Ozean und bis zur Donau und im Laufe der Jahrhunderte einen homogenen "Clanpool" bildeten, waren in ihrer nomadische Lebensweise im Wesentlichen alle gleich. Während einige Regionen am westlichen Rand des türkisch-mongolischen Raumes mit turkischsprachigen mongolischen Nomaden besetzt waren, ging diese mit einer türkisch-mongolischen Bevölkerung allmählich "verloren", da die Bildung von sesshaften türkischen Völker zu dominieren begann.

Stämme bildeten eine Reihe von "Steppenreichen" zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert unter der Bezeichnung
Göktürken, Turkestan und Uiguren; dabei handelte es sich um "Föderationen", die bis ins 14 Jahrhundert hinein reichten. Viele dieser Clans sind mit ihren Nachbarn und dem Volk der „Altaier“ wie auch den Soyoten (Tuwinern), Schoren und Jenissej-Kirgisen (Chakassen), die im nahen Osten im Sayan-Gebirge und im Minusinsker Becken siedeln, verwandt. Im Westen sind sie mit den muslimischen Kasachen (Kara-Kirgisen), den Uiguren im Xinjiang und im Nordwesten mit den Urianchai in der heutigen westlichen Mongolei verwandet. Auch die Jakuten (Sacha – Sakha), die am oberen Jenissei siedelten und kurz vor Dschingis Khan Antritt im 12. Jahrhundert in zwei Wellen über die Baikalregion in das Gebiet der Lena abwanderten und daher tungisische Stämme (Ewenken und Ewenen) verdrängten, gehören zu dieser Gruppe. Solche Völkerverschiebungen lassen sich aufgrund archäologischer Funde weit zurück verfolgen.

  • Göktürken – Köktürken – Alt-Turken und Turkestan – 5. bis 8. Jahrhundert n. Chr.
  • Uiguren – 4./5. bis 14. Jahrhundert n. Chr

    - siehe mehr Informationen zur Geschichte der Jakuten unter: Ornamente der Jakuten
    - siehe mehr Informationen zur Geschichte den Chakassen und Chakassien
    - siehe weitere Informationen zu den Stämmen „Geschichte der Reiternomaden

Ende des 13. und mit Anfang des 14. Jahrhunderts wurde der westliche "Zweig" der mongolischen Obhut entzogen und unter Dschingis Khans Sohn Juchi und seinen Nachkommen zugewiesen. Sie verloren ihre Integrität und wurden Vasallen unter der Weissen und Goldenen Horde. Damals befand sich die Goldene Horde bereits im Prozess einer Islamisierung, und die Bevölkerung wurde zu Muslimen. Die Weisse Horde und die Dzungaren / Dsungaren entwickelten sich zu selbständigen Konföderationen. Die Dschungaren neigten zum Buddhismus.

  • Die Bezeichnung "Dzungar" war ein vererbter Name einer militärisch-politischen Einheit mit der Hordenzusammensetzung der "Oiraten" oder "Oiroten" (die vier Stämme) mit der Bedeutung "Verbündete". Somit nahm eine 400jährige Herrschaft der Völker der Westmongolen mit einer „Vierer-Allianz“ (Dörböd Oirats = 4- Oiraten) ihren Anfang: mit den Dürbeten (Dörböd, Dörbet), Dschungaren (Jüün Ghar – Ölöt, Eleuths), Choschuten (Khoshuud, Khoshut) und Torguten (Torghuud, Torgut).

Die Fürsten der vier Stämme beriefen sich zum Teil auf eine unterschiedliche Herkunft. Die Anführer der Jüün Ghar, Dürbeten und Khoit waren miteinander verwandt - ihr Clanname war Khoros; die Führer der Khoshuud beriefen sich auf ihre Abstammung von Jochi Qasar, einem Bruder Dschingis Khans, und die Torguten-Führer sollen sogar alten keraitischen Khane entstammen. Mitunter werden noch die von den Dürbeten abhängigen Khoit erwähnt sowie die Allianzen mit Nachbarstämmen wie mit den Tsachtschchin (Zakhchin – Dzakhchin), Baiad (Bayad), Torguud (Torgut), Choton (Khoton – Khotan), Dörwöd (Durvud – Dörvöd), Ütsemtschin (Üzemchin), Dariganga, Darchat (Darkhad – Darkhat), Miangad (Myangat – Mingat) und Mangiten und den Turkstämmen wie den Altai Urianchai (Altai Uriankhai), Telengits, Teles, Teleuten (Altaiern), Soyoten (Tuwiner) und Schoren (Chakassier). Sie lebten in transportablen Rundzelten (Ger – Jurten) und wanderten mit ihren Herden (Pferden, Kühen, Schafen, Yaks und Kamelen) durch die Steppen („Grasland“ zwischen dem Balchaschsee und dem Baikal sowie den Steppen im mongolischen Raum - Innere und Äussere Mongolei) - so wie ihre Vorfahren. Sie wurden unter Dschingis Khan mit den Stämmen der Keraiten (diese siedelten seit dem 3. und 5. Jahrhundert n. Chr. zwischen dem Orchon und Kherlen Fluss), der Naimanen (Stamm der Sekiz-Oghusen) und der Merkiten (siedelten im südöstlichen Sibirien) vereint. Natürlich gehörten dazu auch die Stämme der Ostmongolen, die Chalka, Chahar (Tschachhar) und Türmed, die lange unter der Mandschu-Herrschaft zu leiden hatten.

Im 17. Jahrhundert waren die letzten grossen Bestände der traditionellen turkischmongolischen Gesellschaft die Ostmongolei (Chalcha), anschliessend ein Vasall von China, und das Dschungarenreiches, die Vorfahren der heutigen Altaier. "Oiroten" und "Dschungaren" waren eher politisch als ethnisch ein Begriff. Die Altai Zaisans (Führer) bestanden auch aus Vertretern der Aristokratie anderer Stämme dieser Oirat Allianz, deren Funktionsweise der Eke Jürga - das oberste legislative und exekutive Organ der Oiraten (bedeutet "Verbündete") beherrschte. Die Dschungaren erreichten zweimal eine vorherrschende Stellung innerhalb Zentralasiens. Zum ersten Mal waren sie zwischen 1368 (
Ende der Yuan-Dynastie) und 1456 dominant. Nach dem Tod Kagan Esen, während dessen Regierungszeit die Dschungarei bis weit südlich zu Tibet und Peking herrschte, wurde die Vormachtstellung der Dschungaren ausgebaut. Der zweite Aufstieg zur Macht war zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als Kagan Khara Khula die oirotischen Stämme wiedervereinigte. Während der Regierungszeit seiner Nachfolger, Galdan (1653-1697) und Tsevan-Rabtan (1697-1750), beherrschten sie einen grossen Teil Zentralasiens (Ost-Turkestan), einschliesslich Tibet und die Mongolei, sowie den oberen Altai, Chakassien (Jenissei-Kirgisien – dieser Begriff bezeichnet diejenigen Kirgisen, die ihren Sitz am oberen Jenissei nicht verlassen hatten) und Tuva. Ein Teil des Stammes der Teleuten wurde Teil der Bevölkerung des modernen Tuva. In diesem gehörten sie zu den Vorfahren der Altaier - die Teleuten waren Vasallen unter dem Dschungarreich und auch während der Herrschaft der Oiraten. Während der Herrschaft der beiden letztgenannten Kagans wanderte ein grosser Teil der Teleuten und kirgisischen Stämme Richtung Turfan und bildeten das moderne Kirgisistan (Kirgisien). Im Jahre 1756 zerstörte Armee der Qing Dynastie (Great Qing Dynasty 1644-1912) die Dschungarei und dezimierte die Bevölkerung. Seit mehreren Jahren unter Führung der Oiraten, der bekannteste unter ihnen Amyrsana, versuchten sie, einer chinesischen Zerstörung zu widerstehen, was ihnen aber nicht gelang. Zusammen mit Stämmen von Teleuten und anderen Oiroten kehrten sie in den oberen, heute russischen Altai zurück, der sie wie eine natürliche Festung vor neuen chinesischen Angriffen schützte. Ein Teil der Oiroten, die Kalmücken, wanderten in die Wolga-Region. Während der nächsten 100 Jahre lebten die Bewohner des Altai in einem ständigen Krieg. Drei Viertel wurden von der Qing Dynastie der Manchu getötet. Die restlichen verloren ihre Integrität auch auf der Ebene einer Clanzugehörigkeit (Sööks). Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts besassen sie keine eigene Zaisans (Führer oder Ältestenrat) mehr. Die Teleuten-Stämme der ehemaligen Dschungarei heissen heute Urianchai (im Mongolischen bedeutet dies "Menschen, die nicht unsere Sprache sprechen") und leben im Nordwesten der heutigen Mongolei zur Grenze Tuvas und in China.

  • Yuan-Dynastie - Nach dem Zusammenbruch der Tang-Dynastie (906) war China fast vier Jahrhunderte lang in mehrere Teilstaaten aufgespalten. Fremddynastien beherrschten den Norden, der Machtbereich des chinesischen Kaiserhauses der Song war auf den Süden des Reiches beschränkt. Bereits im 12. Jahrhundert war ab 1127 das nomadische Reitervolk der Mongolen in den nördlichen von China gelegenen Steppenund Wüstengebieten zu ungeheurer Macht erstarkt. Den Höhepunkt ihrer Macht erreichten die Mongolen jedoch erst im 13. Jahrhundert unter Dschingis Khan sowie unter seinen Söhnen und Enkeln. Gleichzeitig gilt Kublai Khan als Begründer der Yuan Dynastie (1271-1368).

  • Oiraten (Oiroten) – 12. bis 18. Jahrhundert n. Chr.
  • Dschungaren – Ölöten bzw. Olöten – 17. und 18. Jahrhundert n. Chr.
  • Urianchai (Altai Urianchai und Tuwiner)
  • Kirgisen – 3. Jahrhundert v. Chr. bis 19. Jahrhundert n. Chr. (Chakassen und Bergkasachen/Kara-Kirgisen)
  • Mandschu – 17. bis 20. Jahrhundert n. Chr. - ihre Vorfahren, die Jurchen - 12. Jahrhundert n. Chr

    - weitere Informationen zu den Stämmen siehe „Geschichte der Reiternomaden

Eine Islamisierung eines Teiles, vorab der Kara-Kirgisen (Berg-Kasachen) und der Uiguren im Xjinjang, begann im 9. Jahrhundert, und im 14. Jahrhundert wurde ein grosser Teil der Nachkommen von Dschingis Khan unter Timur Lenk zu Muslimen. Trotz langjährige Interaktionen förderte aber die Oirat-Allianz neben dem Schamanismus auch den tibetischen Buddhismus (Lamaismus). Clan-Föderationen existierten noch bis weit ins 18. Jahrhundert, vor einer Eroberung durch Russland und China.

  • Der Lamaismus, eine verwandte Religion des nördlichen Buddhismus, verbreitete sich im 7. Jahrhundert in Tibet. Es gelang ihm aber nie, die alten Bonformen ganz auszutilgen. Die ersten Berührungspunkte zwischen den Mongolen im Gebiet nördlich der Gobi einerseits und der Religion des Buddhismus andererseits gab es 1219, als der mongolische General Mukali die Stadt Lan Ch'eng in der Provinz Shansi überfiel.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die Nomaden, die im südlichen Teil Sibiriens im Hochaltei siedelten, relativ wenig mit dem Zarenreich in Kontakt. Sie dienten vorerst als Pufferzone zwischen dem Zarenreich und der Qing-Dynastie (1644-1912). Im gleichen Zeitraum bis Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bildeten sie zusammen mit mongolischen Stämmen, die im westlichen Teil siedelten, ein lose organisierter Stammesverbund der Oiraten-Allianz mit den Dürbeten, Choros, Khoit (Dschungaren) und Torguten. Von internen Konflikten zerrissen, zerfiel diese Oirat-Allianz unter Angriffen der Qing-Dynastie (1750). Diese letztere Dynastie löste völkervernichtende Kriege aus, als Strafe für Untreue einiger ihrer Häuptlinge, die ständig Seiten wechselten. Im Laufe dieses Krieges haben Truppen die Bevölkerung dieser Oiroten- und Dschungaren-Stammeskonföderation beinahe vernichtet. Die Stämme kämpften ums nackte Überleben und flohen; später fanden sie Zuflucht in den Bergtälern des Altai bei verwandten Stämmen in der Nähe zu Forts russischer Grenztruppen und suchten Schutz als Untertanen unter der damaligen Zarin Elisabeth. Ein Altai-Sprichwort sagt; "Ich kann nicht wissen, ob ich jemals wieder in dieses Land zurück komme, tot oder lebendig".

  • Die Qing-Dynastie war nach der mongolischen Yuan-Dynastie die zweite Dynastie Chinas, die nicht von Han-Chinesen begründet wurde. Sie basierte auf dem Aufstieg des Volks der Jurchen, die als Jin-Dynastie (1125– 1234) und als Spätere Jin in Nordchina herrschten. 1635 änderten die Jurchen ihren Namen in Mandschu. Ab 1636 wurde die Dynastie selbst Qing genannt.

  • Dschungaren (Dzungaren) _ Ölöten bzw. Olöten – 17. und 18. Jahrhundert n. Chr
  • Oiraten (Oiroten - 12. bis 18. Jahrhundert n. Chr.) – Kalmücken, Urianchai

    - Informationen zu den Stämmen siehe „Geschichte der Reiternomaden

Auf der Flucht aus der Qing-Armee in den Altai sind Stämme der Teleuten zusammen mit anderen aus der Dschungarei in den Altai migriert. Die Geflohenen gehörten aber nicht alle zu den Teleuten oder waren nicht alles Turken. Sie bekamen hier Siedlungsrecht und wurden in Stammeseinheiten "zurück assimiliert". Sie waren vielleicht einst ein zusammengehörender Teil - hundert Jahre vor ihrer Auswanderung – gewesen. Nunmehr bildeten sie eine neue Einheit mit den Altai Kizhi (Altai-Hochlandvolk) - mit Stämmen wie den Telengiten, Teleuten und Teles. Im Zeitraum von 1756 bis ins 19. Jahrhundert dauerte diese Krise unter den Bewohner der Altairegion an. Nach dem Schock über die Massentötungen im Verlauf der Eroberungen durch die Qing-Armee im Jahr 1756 standen die Zurückkehrenden vor russischen Siedlungen, die nun ihr bestes Weideland und Felder bewirtschafteten. Überhöhte Preise russischer Händler und hohe Steuern der neuen Herrschaft zwangen die Ankommenden, sich an neuen Standorten anzusiedeln, was einen Zusammenbruch ihrer nomadischen gewohnten Alpwirtschaft und der sozialen Strukturen förderte. Ausserdem wurden sie einer orthodoxen Kirchenmissionierung, die um 1820 begann, ausgesetzt. Die neue Kirche agierte wohlwollend, setzte bald aber soziale und wirtschaftliche Zwangsmassnahmen, wie u.a. festen Wohnsitz, mithilfe der Behörden durch. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Altaier noch als selbst produzierende, unabhängige und in mehreren Sööks gegliederte Gemeinschaften organisiert, die direkt mit den Märkten der Nachbarvölker handelten. Sie übernahmen eine aktive Rolle in der kulturellen und wirtschaftlichen Stärkung einer Altai Gesellschaft. Doch die Katastrophe der Qing-Invasion und eine spätere russische Kolonialisierung zerstörten ihr Netzwerk und ihre Clan-Identität. Die Bevölkerung des Altai Hochlands, jene im mongolischen Altai (Kasachen), im Minusinker Becken (Chakassien), im Nordwesten der Mongolei (Altai Urianchai), die Soyoten (Tuwiner) und ein Teil der Bevölkerung aus der ehemaligen Dschungarei, waren ursprünglich vom gleichen Urstamm und Zusammenschluss von Clans mit Sprachen und Bräuchen - sie alle haben die gleichen Vorfahren, sie sind alles "Kizhi". Gemeinsamen lebten sie in der Konföderation der "Oirot-Allianz" (vier Stämme) und hielten ein Kurultai (Delegiertenversammlung) im heutigen Kosch-Agatsch. Diese Oirot-Konföderation - mit all diesen traditionell verbundenen turkischsprachigen und protomongolischen Konsolidierungen - war einem Ak Jang (Weisser Glaube - siehe mehr unter Burchanismus) mit einer eigenen Ideologie mit Priestern und dem Schamanismus verbunden. Daraus sind im Hochaltai die neuen teilautonomen Republiken Altai, Tuwa und Chakassien innerhalb der Russischen Föderation entstanden. Diese sind ebenfalls mit den Stämmen im nordwestlichen Altai, in Xjinjiang und in Ostkasakstan verbunden.

- weitere Informationen zum Schamanismus Schmanisums (Tengerismus) in der Mongolei
- weitere Informationen zum Schamanismus –
Religion der Urvölker Sibiriens
- weitere Informationen zu den Stämmen siehe: „Geschichte der Reiternomaden

Die Bewohner des Altai, die jetzt als "Altaier" bezeichnet werden ,nannte man oft auch Weisse Kalmücken, Wald-Kalmücken, Altai-Tataren, Oiroten, Sayanen, Telengiten und so weiter. Es handelt sich dabei um etwa 30 bis 40 Stämme (Sööks), und alle sind "untereinander verwandt ". Obwohl ursprünglich diese Gruppen verschiedene Sprachen, die der turkischen, mongolischen und finno-ugrischen Familien zugeordnet werden können, sprachen, war eine dominierende Mehrheit der Altai Bevölkerung turksprachig. Mit Beginn des neunzehnten Jahrhunderts bildeten sich in dieser ethnisch und sprachlich gemischten Bevölkerung zwei geographische Gruppen in der Region: die Nord-Altaier mit den Tubular, Kumandin, Chelkan und Shor und jene aus dem südlichen Altai: die Altai-kizhi mit den Telengiten, Teleutem, und Teles. Diese Altaistämme leben heute zerstreut auch in Tuva, wo sie Clans bildeten, und mit den nordwestlich in der Mongolei lebenden Stämmen, den Urianchai, früher eine Konföderation besassen. Die Einheit der Turken und Mongolen, die Mitglieder dieser Altaistämme geworden sind, haben sich jedoch nie mit den im heutigen Tuva lebenden vermischt, auch wenn sie den gleichen Clans angehörten. Söök war eine patrilineale, exogame Verbindung der Clans. Sie waren eine sehr konservative und stabile Struktur der zusammenlebenden Turken und Mongolen: die Namen vieler Stämme (Sööks) können weit zurück verfolgt werden. Dieser Unterschied in besonderen Eigenschaften spiegeln die polymorphe Natur, die viel tiefer begründet war und fundamentaler als solche multikulturellen Zusammenschlüsse von Gemeinschaften in Konföderationen sind, wider. Die vorliegenden indigenen demografischen Gegebenheiten haben sich im Altai Ende des 18. Jahrhunderts gebildet, nach dem Sturz des Dschungaren-Khanats (1756), als eine grosse Anzahl unterschiedlicher, ethnischer Gruppen aus der Dschungarei vor einer Zerstörung durch die Qing-Armee über den Altai floh. Diese Einwanderer bilden im nördlichen Altai eine neue Gruppe, die sich hier wieder ansiedelte - Altai Kizhi ("Altai Volk"). Die zurückgekehrten ehemaligen Aussiedler fanden innerhalb der Altai-Region zu ihren verwandten Stämmen zurück - sie trafen bei ihrer Rückkehr im südlichen russischen Altai auf ihre Stämme der Telengiten, Teles, Teleuten, Soyoten und Schoren.

Im neunzehnten Jahrhundert bildete eine turkisch sprechende Bevölkerung im Altai eine nördliche Bevölkerung mit Jägern und Sammlern - die "Black Forest Tataren" (im zeitgenössischen russischen Jargon so genannt), die in dichten Wäldern am Rande oder ausserhalb der Oirot-Konföderation lebten und eine südliche Bevölkerung, die Altaier (Altai Kizhi – Altai-Volk), die Nomaden waren und Viehzucht mit Alpwirtschaft betrieben. Die südlichen Stämme (die "Mountain Kalmüken" - nach alten russischen Aussagen) waren Nomaden mit Viehherden, die in den Bergtälern des Altai siedelten, auch sie gehörten dieser Konföderation der Oirat-Allianz bis Mitte des achtzehnten Jahrhunderts an. Es gab auch ein paar benachbarte turksprachige Gruppen wie die tuvinischen und chakassischen Stämme, die sprachlich als verwandt betrachtet wurden. Dennoch entwickelten weder die Bevölkerung des südlichen Altai noch ihre nördlichen Nachbarn eine subpatrinale Linie, und das trotz gemeinsamen Schmerzes durch Zerstörung im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert, durch 'Wirrungen und Eroberungen“. Mündliche Überlieferungen in Liedern erzählen von solchen militärischen Konflikten, Leiden und Verfolgungen. Andererseits wird die alte Heimat als eine „goldene Zeit“ gepriesen, als die Menschen noch in Freiheit und Wohlstand lebten. Einige epische Geschichten erzählen von westmongolischen Stammesfürsten und auch von Häuptlingen, die an solchen politischen und militärischen Konflikten beteiligt waren. Sie werden als indigene legendären Helden und Beschützer gepriesen.

1476 stellte der russische Zar Iwan III. die Tributzahlungen an das Khanat der Goldenen Horde ein. Einige Jahre später trat er den Wolga aufwärts heranziehenden Mongolen bewaffnet entgegen. Die Mongolen zogen sich zurück, ohne dass es zu einer Schlacht kam. Damit war die Bindung an das Khanat der Goldenen Horde, deren Machtzentrum sich in Sarai am Unterlauf der Wolga befand, endgültig gelöst. Die unter Khan Batu erreichte Vormachtstellung der Tataren, die seit 1239 bis Moskau reichte, fand ihr Ende. Eine Kolonisierung des sibirischen Raumes begann im Auftrag von Zar Iwan IV. dem Schrecklichen (1533-1584). 1558 ermächtigte er die Kaufmannsfamilie Stroganow, im westsibirischen Raum Siedlungen anzulegen, Wald zu roden und Salz zu gewinnen. Mithilfe von an den Ural geflohenen Don-Kosaken unter Führung von Hetman (Feldherr) Jermak Timofejew stiessen diese gemeinsam mit Kaufleuten 1581-1585 in die Flusssysteme hinter dem Ural vor und unterwarfen auch das Khanat Sibir.

Zuerst baute man Wehrsiedlungen (Sitsch) und Stützpunkte (Staniza), Forts für Soldaten und deren Familien, die von einem Hauptmann (Ataman) befehligt wurden. Später folgten Pelzjäger, Bauern, Missionare, Verbannte, Händler und Handwerker. Der Handel mit Pelz und die Gewinnung von Edelmetall lockten Menschen in diesen Raum, der über die Wasserwege bequem zu erreichen war. Als man in der Nähe von Tomsk Gold fand, begann ein rascher Aufschwung. Er ging Hand in Hand mit der Unterdrückung und teilweisen Vernichtung der sibirischen Völker, die man damals allesamt als Tataren bezeichnete.

Die
Russifizierung (1) begann am rechten Ufer des Flusses Ob mit der Gründung der Siedlung und dem Bau des Gefängnisses von Kusnezk im Jahre 1618. Sie hatte den heftigen Widerstand seitens der bereits dort angesiedelten Völker (2) zu brechen. Die Unterworfenen mussten Tribut (Jassak) bezahlen. Durch die Vergabe von Krediten und die Einführung von Alkohol förderten die Händler die Verarmung der Urbevölkerung. Christianisierung und Bekämpfung des traditionellen Schamanismus trugen ebenfalls dazu bei. Für Festungs- und Gefängnisbauten rekrutierte man Arbeitskräfte aus den sesshaft gewordenen Stämmen der Eingeborenen; es wurden auch Übersiedler herangezogen.

Völker, die sich zur buddhistischen Religion in lamaistischer Form bekannten (im Gegensatz zu den islamischen Stämmen wie die Kasachen oder Kirgisen), siedelten ursprünglich nordwestlich von Astrachan. Nach Jahren wurden diese ehemals homogene oder nahezu homogene regionale, kulturelle und ethnische Kontinuität durch äussere Einflüsse zerstört - speziell durch die Zaren Russlands und Chinas entstanden eine Reihe von Nationalstaaten, Republiken oder "nationale Regionen" innerhalb Russlands, Chinas oder der Mongolei. Der südliche Altai Sibiriens ist heute nun ein Teil Russlands geworden.

Auf der Suche, die Vergangenheit einer alten Heimat mit ihrer Selbständigkeit mit einem leistungsstarken Führer unter der Oirot-Allianz aufleben zu lassen, halten die Altaier mit epischen Erzählungen und Geschichten, die mit Kehlkopfgesang vorgetragen werden, ihre Sehnsucht und solche Myten einer „goldenen Vergangenheit“ lebendig. Unter Druck der russischen Herrschaft wurden Rituale und Schamanismus, die auf einer beseelten Natur mit Geistern basierten, verboten, und man verfolgte deren Repräsentanten. Sessions von Ahnen- und Gottheit-Verehrungen mit semimythologischen Helden wurden praktiziert.

Geschichten und Lieder erzählen von mächtigen legendären Helden wie Oirot-Khan, Amyr-Sana, Schunu (Wolf) und Galdan-Tseren. Es gab Himmelsgötter wie Uch-Kurbustan, Tengere, Erlik, Burchane und bekannte Krieger oder Führer. Sie verweisen auf die alte Heimat in der Periode ihrer Selbständigkeit, der so wunderbare „goldene Altai“ mit den ewigen weissen Gipfeln. Solche Geschichten wurden an Sommerabenden auf langen Fahrten oder Ritten vorgetragen oder zu Ereignissen oder Zusammenkünften zelebriert.
Obwohl Kehlkopfsänger (Kaichi) weder medizinische noch ideologische Macht repräsentierten, wurden sie den Schamanen gleichgestellt. Sie besetzen einen wichtigen Platz innerhalb dieser Altaikultur und gehören zu geachteten Personen. Einige von ihnen standen Geisterwelten nahe und wurden „Eelu Kaichi“ genannt. Die sind Geschichtenerzähler, denen angeblich epische Geschichten von Geistern direkt gesendet wurden. Die Tradition solcher Geschichtenerzähler und ihre Träger waren mit enormen Kompetenzen ausgestattet. Sie standen im Zentrum eines geistigen Lebens. eine Macht der „epischen Weisheit“ hat sich zu einem dominanten Element entwickelt und den Altaiern neue ethnische Ideologien eröffnet.

© Albi – Dezember 2012 – lektoriert von Hermelinde Steiner - August 2013


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